Bragi - ein Dichter, Musiker und Rhetoriker
Spricht man heute von den Göttern der nordischen Mythologie, fallen zuerst Namen wie Odin, Thor oder Freyja.
Ein weniger bekannter Vertreter ist Bragi - der Gott der Dichtkunst, Musik und Rhetorik.
Ihm wird eine herausragende Beherrschung der Skaldenkunst zugeschrieben. Was Skaldendichtung oder Skaldik ist, wäre vielleicht ein Thema für einen anderen Beitrag. Nur so viel: Sie ist neben den Sagas (künstlerisch erzählte Geschichten) und der eddischen Dichtung eine der drei altnordischen Literaturgattungen.
Interessanterweise gibt es Theorien, die besagen, dass Bragi als Gott zu Zeiten der Winkinger noch gar nicht existierte. Erste Nennungen in literarischen Texten werden in das 12. Jahrhundert datiert. Möglicherweise ist er eine Vergöttlichung des im 9. Jahrhundert lebenden Skalden Bragi Boddason der Alte, der als Barde unter anderem Ragnar Lodbrok unterhielt. Einige seiner Werke, wie das Ragnarsdrápa, wurden von Snorri Sturluson in die Edda aufgenommen. In der Poesie der nordischen Gesellschaft spielt Bragi somit eine bedeutende Rolle, denn seine Werke gelten als historisches Erbe und zählen zu den wichtigsten skandinavischen Aufzeichnungen jener Zeit.
Darstellung
Bragi selbst wird in einigen mythischen Erzählungen als ein Gott der Skalden, also der Dichter und Barden, beschrieben, dessen Eltern keine Geringeren als Odin und Frigg gewesen sein sollen. Demzufolge wäre Bragi zu den Asen zu zählen, der im nordischen Panthoen die ehrenvolle Aufgabe hat, die gefallenen Helden in Walhall zu begrüßen. Auf alten Darstellungen ist er in der Regel Harfe spielend oder Verse rezitierend abgebildet.
Bragi wird oft mit dem altnordischen Begriff „bragr“ in Verbindung gebracht, was „Dichtung“ bedeutet. Dies könnte darauf hinweisen, dass sein Name von diesem Begriff abgeleitet wurde oder umgekehrt. Seine Frau ist Idunn, die Göttin der Jugend und der Unsterblichkeit.
Obwohl Bragi in der nordischen Mythologie nicht als Kriegsgott gilt, ist seine Rolle als Unterhalter in Walhall und als Förderer der Dichtkunst nicht weniger bedeutend. Er symbolisiert die Intelligenz, Redegewandtheit und die künstlerische Ausdruckskraft, die in der nordischen Kultur hochgeschätzt wurden.